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Ein Mensch für die Menschen

Am 09.05.2023 verstarb plötzlich und unerwartet unser ehemaliger Geschäftsführer und Seniorgesellschafter Achim Hannemann. Den im letzten Böpplebau-Brief veröffentlichten Nachruf finden Sie hier.

Wäre er jetzt hier und würde all das lesen, dann würde er wahrschein­lich sagen: „So viele Buchstaben! Nutzt sie nicht, um über mich zu schreiben. Nehmt die vielen Buchstaben doch lieber, um daraus Wor­te zu machen und miteinander zu reden. Dann entstehen vermutlich neue Ideen, die zu guten Geschäften werden können oder zu einer besseren Zukunft für euch alle. Ich bin ab jetzt nur noch Vergangen­heit.“

Wir würden ihm antworten: „Es kommt selten vor, aber dieses eine Mal liegst Du völlig falsch.“ Denn Achim Hannemann wird nie Ver­gangenheit sein. Nicht für uns, seine Familie, und auch nicht für alle anderen, die ihm so viel bedeutet haben: die Freunde, die Mitarbeiter, die Geschäftspartner.

Damit meinen wir nicht nur, dass seine Werke ihn überdauern wer­den, wie es in vielen Nachrufen gerne heißt: das Unternehmen, das einfach weiterbesteht. Oder die Erfolge, die noch lange die Chroni­ken schmücken. Oder die vielen Bauten, die der Firmenchef initiiert hat und die Städte, Landschaften und Gemeinden noch für viele Jah­re prägen werden – und ihren Bewohnern ein Zuhause sein.

Nein, im Falle unseres Vaters reicht es tiefer. Gerade seine Gedanken­tiefe war das Gegenteil jener Oberflächlichkeit, die heute so vieles und so viele prägt. Er wollte verstehen, auf den Grund gehen. Das be­zog sich vor allem auf das Wichtigste in seinem Leben: die Menschen.

Achim Hannemann war nicht in erster Linie ein Mensch für Häuser, Hallen und kluge Geschäftsentscheidungen. Das war er zwar auch, aber vor allem war er ein Mensch für die Menschen.

Wir kennen kaum einen, der ein feineres Gespür für andere hatte als unser Vater. Er konnte einfach durch die Böpple-Büros gehen, mit je­dem der Mitarbeiter kurz reden und später einen der Vorgesetzten zu sich bitten: „Sprechen Sie doch bitte mal mit Herrn xy. Da gibt’s ein Problem in der Arbeit, das ihm sehr zu schaffen macht.“ Und dann setzte er die entscheidenden Sätze: „Ich will gar nicht erfahren, was es ist. Helfen Sie ihm, es zu lösen, dann ist gut.“

Die Menschen haben gern für ihn gearbeitet, weil er sie gut sein ließ. Er erkannte schnell die Stärken, aber meist auch die Schwächen eines jeden. Dann sorgte er einfach dafür, dass sie eine Stelle oder eine Ver­antwortung bekamen, in der sie mit ihren Stärken arbeiten konnten und ihre Schwächen kaum eine Rolle spielten.

Das war seine Art der Führungskultur: Den anderen gut sein lassen. Wer gut ist, der wird stolz sein auf seine Arbeit. Und auf das Unter­nehmen, in dem er diese Arbeit verrichten darf. Deshalb blieben so viele Frauen und Männer ihr gesamtes Arbeitsleben lang bei Böpple­bau. Die Lieblingsrubrik unseres Vaters im Böpplebau-Brief hieß im­mer: „Der Stolz einer Firma: ihre Jubilare.“

Gerne sprach er mit den Bauherren, für die Böpple arbeiten durfte. Er fuhr von Baustelle zu Baustelle, redete mit den Familien, die gerade in ihrem Rohbau standen oder schon das fertige Haus bezogen hat­ten. Es war klug investierte Zeit: „Unsere Kunden sind wie ein Ther­mometer“, beschrieb er die Idee dahinter, „sie zeigen mir, ob unsere Firma gesund ist oder nicht.“

Unser Vater war ein kluger Denker. Aber er kokettierte auch gerne mit seinen Schwächen, die in Wahrheit keine waren. Wenn jemand ihn fragte, ob er in seinem vollen Kalender mal Zeit für ihn finde, ant­wortete er: „Ich habe immer Zeit. Ich arbeite ja nicht, ich denke nur. Arbeiten tun bei Böpple alle anderen.“

Dieses Nachdenken jedenfalls führte zu zwei Dingen: Leitlinien und Stra­tegien. In einer Zeit, in der alle Baufirmen ihr Geld mit dem Rohbau ver­dienten, sah unser Vater voraus, dass dies nicht so bleiben würde. Er traf eine visionäre Entscheidung: Er machte Böpplebau zu einem Generalun­ternehmer mit eigener Planung. Die anderen Bauunternehmer schüttel­ten den Kopf über ihn. Heute gibt es die meisten dieser Unternehmen nicht mehr. Und Böpplebau ist so gut aufgestellt wie nie.

Leitlinien wiederum prägten seinen Umgang mit den Handwerksbe­trieben, mit denen er zusammenarbeitete, um den Böpple-Kunden ihre Immobilie schlüsselfertig anzubieten. „Böpplebau wird immer ein guter Partner für seine Handwerker sein. Wir zahlen faire Preise, auch in schlech­ten Zeiten für die Baubranche.“ Er zog das wirklich durch, als die schlech­ten Zeiten für alle kamen. Die Handwerker haben es ihm gedankt – durch langjährige Treue und Verlässlichkeit, als die Zeiten dann wieder golden wurden und Handwerker knapp waren. „Respekt“ ist ein Wort, das unser Vater sehr schätzte.

Hatte er seine Leitlinien einmal gefunden, blieb er ihnen treu. Er hat Groß­kunden nicht nachgegeben, wenn sie Unmögliches von ihm verlangten. Und er hat mancher Stadtverwaltung deutlich gemacht, dass er den Un­terschied zwischen einer sauberen und einer unsauberen Vergabepolitik bei Bauaufträgen sehr wohl wahrnehme.

Auch im Privaten waren ihm andere Menschen sehr wichtig. Er war immer großzügig und unterstützte andere, die ihn um Hilfe baten.

Das alles ist der wahre Grund, warum unser Vater niemals Vergangenheit sein wird. Durch sein durchdachtes, wertschätzendes, aber auch klares Verhalten hat Achim Hannemann bei vielen Menschen, die ihm begegnet sind – vom Mitarbeiter bis zum Würdenträger – Spuren hinterlassen. Er hat ihre Perspektiven verändert, ihr Verhalten, ihre Wahrnehmung.

Unser Vater wirkt fort, in unser aller Zukunft hinein.  Wir beide ahnen, was er jetzt sagen würde. „Nehmt mich doch bitte nicht so ernst. Ich hab das auch nie gemacht.“

In liebevoller Erinnerung
Maren Ingelfinger und Björn Hannemann